Toubab

7. – 10. Januar 2012 / Zansibar Island: Muscheln suchen am Palmenstrand und grosses Schweizer-Treffen in Stonetown

Voller Aufregung brechen wir am Morgen des 7. Januar mit Rolltasche und Rucksack beladen auf in unsere Zansibar-Ferien. Ben, unser Tuctuc-Driver holt uns wie vereinbart ab und bringt uns zur Fähre. Wir haben bei AZAM gebucht, das soll das beste Fährunternehmen sein. Es gibt nämlich allerhand Fähren nach Zansibar, aber abgesehen vom Preis gibt es da riesige Unterschiede in der Qualität. So kam es auch Ende August 2011 zu einem tragischen Unglück, bei dem eine Fähre sank und hunderte von Menschen – v.a. Kinder – ihr Leben lassen mussten. Leider wurde nie so richtig aufgeklärt, wie es zum Unglück kommen konnte, die Regierung erachtet dies angeblich nicht als prioritär. So verkehren also weiterhin überladene und ungewartete Fähren zwischen Dar und Zansibar und es ist wohl eine Frage der Zeit, bis sich wieder eine Tragödie ereignet.

Wir dürfen ein modernes Schiff entern und erreichen nach etwas mehr als zwei Stunden Fahrzeit (die seekranken Männer unter uns verschlafen diese Zeit, die Frauen kämpfen zum Glück nicht gegen Unwohlsein und geniessen die Meersicht) Stonetown, die Hauptstadt Zansibars. Obschon Zansibar zu Tansania gehört, müssen wir durch die Immigration, Einreiseformulare ausfüllen, Pässe abstempeln lassen und sogar die Gelbfiberimpfung nachweisen. Natürlich haben wir die Impfausweise nicht mitgenommen – man beschränkt sich als Fusstourist ja aufs Wesentliche – und so müssen wir zuerst noch ein bisschen diskutieren, bevor wir aus dem Hafengelände gelassen werden. In Afrika gibt’s immer einen (Aus)weg…

Im Mercury’s (die Bar, die nach Freddy Mercury, der in Stonetown geboren ist und hier die ersten Lebensjahre verbracht hat, benannt ist) stillen wir unseren Heisshunger.

Sämi und ich freuen uns auf mit zansibarischen Gewürzen verfeinerte Speisen, die Kinder jedoch bleiben bei der alt-bewährten Pizza Margherita (ja nichts Neues ausprobieren!). Das Essen ist gut und teuer. Wir sind mit Zansibar auf einem touristischen Flecken gelandet. Das macht sich auch gleich bemerkbar, als wir uns um ein Taxi, das uns zur Ostküste bringen soll, bewerben wollen. 60 Dollar will uns der Driver für die knapp 40 km lange Fahrt abnehmen. Wir bewegen uns doch schon ein Weilchen in Afrika und denken in hiesigem Preismuster und so handeln wir den Preis deutlich herunter und letztlich werden wir für umgerechnet 28 Dollar zu unserem Zielort, dem Robinson’s Place, chauffiert.

Robinson’s Place ist eine Eco Lodge an der Ostküste, etwas ab vom grossen Touristenrummel, geführt von einer Schweizerin und einem Zansibari. Wir werden von Ann und Ahmed herzlich – auf Berndeutsch! – empfangen. Die Anlage ist klein und nicht für die grosse Masse gemacht, sorgfältig und liebevoll über 12 Jahre aufgebaut worden. Wir fühlen uns sehr wohl hier und verbringen drei Tage am weissen Palmenstrand und türkisblauen Meer mit Muscheln suchen, Sandburgen bauen, Fischer beobachten, Spiele spielen und schlichtweg Geniessen. Nur Sämi verbringt nicht so viel Zeit wie gewohnt direkt am Meer. Das nicht, weil er die Sonne nicht mehr ertragen würde, nein: Er hat sich in Dar ein iPad gekauft (man leistet sich ja sonst nichts!) und widmet sich nun vorzugsweise diesem handlichen elektronischen Newcomer. Jedem seine Freude! Die Kinder und ich sind begeistert vom Sand, der weiss wie Schnee und fein wie Mehl ist und den vielen schönen Muscheln, die uns die Flut direkt vor die Füsse spült.

Nicht nur die Anlage des Robinson’s hat Stil, sondern auch das Essen: Zum Frühstück gibt’s einen grossen, wunderschön angerichteten Früchteteller und zum Znacht frischen Meerfisch mit lokalem Gemüse und Reis. Und so kommt es, dass sogar die Mama unter uns in ihrem hohen Alter von 36 Jahren endlich Meerfisch isst – und das mit Genuss! Ja, man ist nie zu alt, Neues auszuprobieren und sogar zu mögen… Nur Olivia und Gian können sich nicht so recht anfreunden mit den von Ahmed zubereiteten Speisen. Aber es gibt einfach nur das und basta. Für einmal gibt es keine Extrawürste, auch kein Ketchup und kein Nutella und das ist gut so (das finden zumindest wir Eltern :-).

Nach drei Tagen verlassen wir diesen schönen Flecken Land, zufrieden und erholt und um eine wertvolle Begegnung reicher: Ann und Ahmed sind ganz tolle Leute und wir sind froh über diese Bekanntschaft und natürlich hat es uns gefreut, wieder mal Berndeutsch zu hören.

Das Taxi bringt uns am 10. Januar zurück nach Stonetown und hier geht es gleich weiter mit Schweizer Meetings. Wir haben uns nochmals mit Heidi und Bado verabredet, aber dem noch nicht genug: Baba (eine Embracher Arbeitskollegin von mir und Heidi) und ihre Familie weilen in Afrika-Ferien und so kommt es zum grossen Schweizer Treffen mitten im lebhaften und multikulturellen Stonetown. Das ist vielleicht eine Freude! Bei einem gemeinsamen Mittagessen wird so viel wie nur möglich geschwatzt, erzählt, gefragt und ausgetauscht und natürlich ist die Zeit am Ende zu knapp, als dass alles gesagt wäre und wir müssen auf die Fähre zurück nach Dar, «back home» sozusagen.

 

10. – 13. Januar 2012 - Dar es Salaam zum zweiten und dritten: Zufallsbegegnung mit alten Bekannten mitten in der Millionenmetropole…

Von Sansibar zurück nach Dar nehmen wir wieder die Fähre und erreichen gegen Abend wohlbehalten wieder das Festland und freuen uns «zurück nach Hause». Ben, unser zuverlässiger Tuctuc-Driver holt uns an der Fähre ab um uns zur Mikadi Beach zu bringen.

Wie wir zur Kigamboni-Fähre tuckern, an der langen Autoschlange vorbei, staunen wir nicht schlecht, als wir plötzlich einen schwarzen Mercedes G mit silbernem Wohnaufbau und deutschen Kennzeichen vor uns sehen: Das sind ja Iris und Wolfram, unsere Wegbegleiter in Nordkenia! Tatsächlich!!! Schnell versuchen wir trotz regem Verkehr die Telefonnummern resp. Campingplatz-Adressen auszutauschen und kehren dann müde zu unserer Schildkröte zurück.

Ohne lange zu Überlegen entscheiden wir, dass wir morgen doch nicht aufbrechen wollen, sondern hier in Dar Iris und Wolfram wieder treffen und mit ihnen ein paar Stunden verbringen wollen. Es gibt bestimmt viel zu berichten! Und so ist es auch: Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von Jo und Lu im Mikadi Beach Camp und fahren zum Sunrise Beach, wo sich unsere Freunde niedergelassen haben.

Das Wiedersehen ist herzlich und tut uns allen riesig gut! Und Olivia hat ein neues Vergnügen: Blacky, den Hunde-Welpen, der seit wenigen Tagen bei Iris und Wolfram eingezogen ist. Wir treffen hier auch noch die Familie Vierneisel, welche nach dreijährigem Arbeitseinsatz in Südtansania dieser Tage in die Schweiz zurückkehrt. So schön und gemütlich der Abend, so schlecht dann die Nacht: Eine Gruppe Inder feiert eine grosse Party mit viel und v.a. lauter Musik und das natürlich direkt neben unserem Lastwagen und bis zum Morgengrauen. Wir sind so müde am nächsten Tag, dass es sinnlos ist, die geplante Etappe bis Mikumi (über 300 km) zu fahren.

Und so entscheiden wir uns, den Grosseinkauf zu erledigen (was auch dieses Mal viel Zeit in Anspruch nimmt – Einkaufen in Afrika’s Supermärkten ist anstrengend, mühsam und manchmal recht nervenaufreibend!) und dann beim Silver Sands Hotel im Norden von Dar noch eine weitere Nacht am Ozean zu verbringen. Iris und Wolfram wechseln auch dorthin, und so verbringen wir nochmals einen gemeinsamen gemütlichen Abend inmitten einer Hotelanlage, die definitiv ein Make-up braucht. Leider ist der Strand stark vermüllt und so verzichten wir auf einen letzten Schwumm im warmen indischen Ozean.

 

13. – 15. Januar 2012: Abschied, wilde Tiere und Rösti mit Zürigschnätzlets

Obschon Gian seit gestern Fieber und Durchfall hat, wagen wir die Weiterreise, denn eigentlich haben wir nach fast vier Wochen am Meer (wir haben eben herausgefunden, dass wir in unserem Leben noch nie so lange Zeit am Stück am Meer verbracht haben) Lust auf ein anderes Klima und neue Landschaften. Das schwül-heisse Klima und die vielen Mücken haben uns oft unangenehme Nächte beschert und in all den Tagen hat sich ausser- und innerhalb unserer Wohnung ein salzig-feuchter Film gebildet, der uns langsam aber sicher etwas verleidet: Die ganze Wäsche klebt, das Geschirr ist schmierig und die Kaffeekanne oxidiert vor sich hin.

Wir verabschieden uns von Iris und Wolfram und reihen uns ein letztes Mal in den Stau von Dar es Salaam ein. Über eine Stunde kämpfen wir uns durchs Verkehrschaos, bis wir die Stadt endlich hinter uns lassen. Wir schaffen die 320 km auf dem Tan-Zam-Highway bis Mikumi besser als erwartet: Bis auf Fieberzäpfchen- und WC-Pausen müssen wir die Fahrt nicht unterbrechen und der Verkehr hält sich heute in Grenzen – zum Glück. Denn diese Strecke gilt nämlich als «Todesstrecke» Tansanias: Hier kommt es fast täglich zu schweren Unfällen mit Trucks und Bussen, die überladen und viel zu schnell unterwegs sind. Die Fahrt führt u.a. mitten durch den Mikumi Nationalpark und das Glück steht auf unserer Seite: Wir sehen von der Hauptstrasse aus ganze Herden Zebras, Büffel, Giraffen, Elefanten, Gnus, Impalas und Affen. Gian ist so entzückt, endlich Giraffen zu sehen, das Fieber ist für einen Moment lang vergessen.

In Mikumi empfängt uns am Strassenrand ein Schild mit der Aufschrift «Grüezi» - unser Ziel, das Tan-Swiss, ist erreicht! Schon wieder ein Schweizer – schön! Joseph Gwerder aus dem Muotathal hat vor 10 Jahren seine Weltreise hier beendet und eine Lodge aufgebaut, die wohl die saubersten Zimmer und WC’s von ganz Afrika bietet. Aber das allerbeste erwartet uns im Restaurant: Es gibt «Hörnli mit Ghacktem» und «Röschti mit Zürigschnätzlets». Damit haben wir nicht gerechnet! Ausser unser kranke Gian schlagen wir zu und geniessen das feine Schweizer Essen in netter Schweizer Gesellschaft. Schon speziell: Noch vor zwei Stunden haben wir Elefanten und Giraffen in freier Natur gesehen und jetzt haben wir eine knusprige Röschti vor der Nase und schwitzen bei 30° C und sprühen uns mit Anti-Brumm ein… So etwas!

Gian hat in der folgenden Nacht immer noch hohes Fieber und so ist schnell entschieden, dass wir im Tan-Swiss einen Tag Pause einlegen werden. Das ist überhaupt kein Problem: Wir haben ja zum Glück die Zeit dafür und der Platz hier ist sehr schön. Und wir nutzen diesen Tag, um das Auto und die Textilien zu entsalzen, indem wir fleissig waschen und schrubben. Gian geht es zum Glück im Verlaufe des Tages wieder besser, er mag zumindest wieder die Schwester reizen und Velo-Cross fahren… Am Nachmittag machen wir noch einen kurzen Ausflug in den nahe gelegenen Snake Park und bekommen eine Vorstellung von den beinlosen Bewohnern dieses Kontinentes, die wir bis jetzt noch nie in lebendiger Form vor die Augen bekommen haben.

Natürlich packen wir die Gelegenheit eines weiteren Tages im Tan-Swiss am Schopf und kehren zum Znacht nochmals in Joseph’s Restaurant ein und lassen uns Innerschweizer «Älplermagronen» auftischen. Fein - trotz Hitze und Mückenplage! Wir versuchen uns eine nass-kalte Januar-Alphütten-Atmosphäre vorzustellen, was gar nicht so einfach ist.

Und zu unserer Freude kommen Sepp und Susi (mit einem grasgrünen Mercedes-Bus im südlichen Afrika unterwegs), die wir in Dar kennengelernt haben, heute auch ins Tan-Swiss – ein weiteres Wiedersehen mit sehr sympathischen Leuten, mit denen uns die Afrika-Leidenschaft verbindet.

Am Sonntag, 15. Januar, soll die Fahrt weitergehen. Eigentlich wollten wir früh aufstehen. Aber wir «verschlafen» bis 7.45 Uhr! Nach einem gemütlichen Frühstück (pole pole = nur langsam – wir sind ja in Afrika) ist es Zeit, sich von unseren deutschen Platznachbarn zu verabschieden und zu werweissen, ob und wo sich unsere Wege im südlichen Afrika wieder kreuzen würden.

Und auch Joseph, unserem Schweizer Gastgeber, heisst es Tschüss zu sagen. Wir sind beeindruckt von seiner Geschichte: Er musste nämlich nach zwei Jahren die Lodge komplett neu aufbauen, weil ihn jemand durch Abbrennen sämtlicher Gebäude «loshaben» wollte. Joseph liess sich aber nicht aus Mikumi vertreiben und wagte einen Neustart. Aber der unbekannte Neider spielte ihm noch einen zweiten Streich: Nach einem Aufenthalt in der Schweiz wurde Joseph in seinem Wohnhaus von bewaffneten Männern «empfangen» und überfallen und ausgeraubt. Noch wollte er nicht aufgeben, wenn ihn auch der Schweizer Botschafter persönlich aufforderte, diesen Ort besser zu verlassen. Nun scheint er aber in Ruhe gelassen zu werden. Das mögen wir ihm sehr gönnen und hoffen, sein Tan-Swiss bleibt weiterhin von Erfolg gekrönt!

Jetzt geht die Fahrt bergauf und unsere Schildkröte meistert die Passfahrten sehr gut – jedenfalls um Welten besser als die Trucks, die im Schritttempo den Berg hinaufkriechen und manchmal mittendrin stecken bleiben, weil sie schlichtweg zu schwach motorisiert und masslos überladen oder wieder einmal von einer Panne heimgesucht worden sind. Das heisst für uns: Überholen und nochmals überholen. So bin ich als Beifahrerin gefordert, weil ich im Linksverkehr die bessere Sicht nach vorne habe und somit Sämi’s Überholmanöver per Kommando veranlassen «darf».

Schon bald sind wir auf über 1700 m.ü.M. und haben nichts dagegen, nach einer sehr langen Zeit im schwül-heissen Küsten-Klima wieder einmal frische Bergluft einzuatmen. Auch der Regen stört uns nicht: Er befreit unser Auto noch ganz vom Meersalz und Staub und gibt der Schildkröte ihre ursprüngliche Farbe zurück.

 

16. – 18. Januar 2012: Die nächsten Schweizer und Malawi’s Grenze warten auf uns…

So gut wie diese Nacht haben wir weiss Gott wie lange nicht mehr geschlafen! Wir haben uns wieder mal so richtig ins Duvet kuscheln können. Die frische Bergluft hat es eben schon in sich. Es ist zwar immer noch über 20 Grad warm, aber wir frieren und «müssen» Jeans und Faserpelz überstreifen. Wir sind uns Temperaturen um 20 Grad schlichtweg nicht mehr gewohnt! Es regnet immer noch in Strömen und seit Langem ist wieder mal «indoor breakfast» angesagt, was die Kinder sogar richtig freut. Wir fahren bald los mit dem Ziel Mbeya, vorbei an riesigen Eukalyptus-Wäldern und Sumpfgebieten. Zu unserem Erstaunen werden wir heute von fast jeder Polizeikontrolle aufgehalten und müssen jedes Mal den Führerschein und einmal sogar den Feuerlöscher zeigen. Das macht uns eigentlich nichts aus, vorausgesetzt, die lokalen Trucks und Busse werden auch angehalten und kontrolliert (was der Verkehrssicherheit nur nützen könnte!).

In Mbeya machen wir im ICC (Ifisi Community Center) Halt – ein Zentrum unter Leitung von Schweizer Missionaren der hiesigen Evangelist Church. Tatsächlich treffen wir hier auf allerhand Landesgenossen. Die wohl speziellste Begegnung ist aber diejenige mit Sämi und Judith – zwei Primarlehrer aus Bülach, die hier die nur 5 Schweizer Kinder unterrichten. Judith war bis August 2011 an der Primarschule Embrach tätig – was für ein Zufall!!! Judith und ich haben ja gaaaanz viele gemeinsame Bekannte! Die Welt ist unglaublich klein… Olivia und Gian werden eingeladen, in der «Schweizer Schule» Luft zu schnuppern und Olivia will sich das nicht entgehen lassen: Sie ist ganz Feuer und Flamme für einen Schulbesuch! Sie hat ein starkes Bedürfnis nach Sozialkontakten. Für sie wäre es gut, wenn wir irgendwo länger bleiben würden und sie sich sozial integrieren könnte. Aber Sämi und ich haben bislang den Traumplatz noch nicht gefunden.

Weil wir am nächsten Morgen noch viel Plauder-Zeit mit Judith und Sämi verbringen und den Schweizer Schuljungs damit die Pause verlängern, fahren wir erst um 11 Uhr in Ifisi los. Schnell ist entschieden, dass wir heute nicht mehr den Grenzübertritt nach Malawi wagen wollen. Schliesslich wollen wir für diese Grenze mehr Zeit als sonst einplanen und das aus folgendem Grund: Wir Schweizer werden theoretisch NICHT nach Malawi rein gelassen, es sei denn, man beantragt in langwieriger Prozedur im Vorfeld ein Visum in Brüssel. Das wäre in unserem Fall ziemlich umständlich gewesen. Aber wir haben von Landsleuten gehört, die den Grenzübertritt nach langem Diskutieren an der Grenze geschafft haben. Sie bekamen ein provisorisches Einreisepapier und mussten im Land drin zur Immigration und sich da offiziell ein Visum ausstellen lassen.

Malawi muss ein sehr schönes Land sein und daher entscheiden wir uns, ohne Visum an die Grenze zu gehen und mal schauen, was sich machen lässt… In Afrika ist ja vieles möglich! Dennoch: Uns nimmt ja schon Wunder, was wir Schweizer verbrochen haben, dass wir nicht wie alle anderen ohne Visum nach Malawi einreisen dürfen…

Aber zuerst müssen wir uns noch reflektierende Aufkleber fürs Fahrzeug beschaffen – vorne weiss, hinten rot. Das ist nämlich Vorschrift in Malawi und Zambia; ohne Aufkleber ist man ein «gefundenes Fressen» für die Verkehrspolizisten. Und so einfach wollen wir es den Uniformierten doch nicht machen...

Unsere letzte Übernachtung in Tansania soll an einem sehr schönen Ort sein: Von verschiedenen Seiten haben wir empfohlen bekommen, einen Abstecher nach Matema am Malawisee zu machen. Weil wir nicht wissen, ob wir nach Malawi reingelassen werden und somit den Malawisee zu sehen bekommen, wollen wir diesen schönen Ort aufsuchen, um den drittgrössten See Afrikas auf Nummer Sicher in Natura bestaunen zu können. Die Piste nach Matema ist zwar holprig, aber mit viel Luft ablassen (mehr als bisher auf schlechten Pisten) geht das doch um einiges komfortabler zu und her. Und als der idyllische Ort am Nordufer des Malawisees mit den stattlichen Livingstone Mountains im Hintergrund erreicht ist, wissen wir, dass sich der Abstecher nach Matema definitiv gelohnt hat. Das ist ja ein kleines Paradies hier und für einmal vom Tourismus praktisch (noch?) unberührt. Die drei Gaststätten hier sind sehr einfach und sind alle einer christlichen Mission angegliedert. Die ganze Region um Mbeya (wozu auch Matema gehört) ist ein «Missions-Nest». Vielleicht gibt es darum kaum touristische Infrastruktur hier? Wie auch immer. Jedenfalls können wir es kaum glauben, dass wir alle für umgerechnet 6 CHF direkt am Sandstrand des Malawisees campieren dürfen – der See, der Strand, das Ufer, die Palmen haben wir für uns alleine!! Wir geniessen das Baden im See um so mehr.

Nach dem Nachtessen (am Strand mit Seesicht – natürlich) beginnt es zu regnen. Sofort müssen die Dachfenster geschlossen werden und es entwickelt sich im Nu eine feuchte Hitze in unserem Haus. Das Brot, das auf dem Herd noch gebacken werden muss, «begünstigt» das Ganze noch und es wird beinahe unerträglich heiss in unserer Wohnung. Aber ohne Brot kein Frühstück!

Gottseidank kühlt es zur Nacht doch auf angenehme 26 Grad (!) ab und so lässt es sich gut schlafen und das frische Brot wird am nächsten Morgen mit Genuss verspeist!

Schnell wird zusammengepackt und dann heisst es nix wie los auf der von Bananenstauden und Kakaobäumen gesäumten Piste zurück nach Kyela und von da bis zur Grenze. Aber vorher muss noch Diesel aufgetankt werden. Malawi kämpft mit einem grösseren Versorgungsproblem: Treibstoff ist nicht erhältlich – allerhöchstens auf dem Schwarzmarkt. Aber wer will schon 5 USD pro Liter Diesel ausgeben? Lebensmittel und Wasser haben wir schon vorher aufgetankt und so rollen wir also voll beladen zur Grenze, wo uns Dutzende von Männern aufhalten und Malawische Kwacha zum Tausch anbieten wollen. Wir schlängeln uns an diesen schlüpfrigen Gestalten vorbei direkt zum Tansania-Zoll und staunen, wie schnell die Ausreise erledigt ist. Wir waren insgesamt 41 Tage in Tansania (so lange wie in keinem anderen Land zuvor). Es hat uns sehr gut gefallen in diesem grossen und vielseitigen Land!

 

18. Januar 2011: Malawi nimmt uns tatsächlich auf…

In Afrika ist vieles möglich. Überzeugt, dass es auch mit Schweizer Pass einen Weg in dieses kleine Land gibt, machen wir uns zum Immigration Officer auf. Prompt weist uns dieser – sobald er unsere roten Pässe entdeckt – auf die Visumspflicht hin. Wir könnten nicht einreisen. Wie wir ihm aber erklären, dass er uns ein provisorisches Einreiseformular ausstellen soll und wir damit in Mzuzu zur Immigration gehen würden, macht er sich zu unserem eigenen Erstaunen sofort an die Arbeit und nach sage und schreibe nur 10 Minuten ist das Formular ausgestellt und Sämi darf unterschreiben, dass wir innerhalb der nächsten vier Tage zur Immigration gehen würden. That’s it! Welcome to Malawi!

Jetzt noch das Auto: Die Versicherung haben wir schon (die «gilt» in den meisten Ländern des südöstlichen Afrika) und das Carnet ist schnell und gebührenfrei gestempelt. Nun sollen wir noch eine Road-Tax bezahlen. Ein Angestellter rät uns, die Taxe nur bis zur nächsten Stadt (Karonga) zu lösen, wir könnten so Geld sparen. Wir würden eh nicht kontrolliert werden. Also, machen wir das. Ich muss ins Büro rein und zahle die besagte Strassengebühr. Aber der Angestellte und sein Kollege stehen natürlich noch da und meinen, sie hätten uns eben geholfen, viel Geld zu sparen und sie wären sehr hungrig. Eine direkte Geldforderung sprechen sie nicht aus, erst recht nicht, als wir ihnen erklären, dass wir gegen jegliche Korruption seien. Dieses Wort hören sie gar nicht gern. Man will ja nicht korrupt sein! Sämi findet aber, dass sie ein kühles Coca-Cola verdient haben und muss den beiden die süsse Erfrischung schon fast aufschwatzen, so beschämt zeigen sie sich plötzlich… Welcome to Malawi!

Wir sind einfach nur überrascht und mega happy, dass wir diese Grenze so schnell und einfach gemeistert haben! Damit haben wir wirklich nicht gerechnet. In Afrika ist wirklich alles möglich… Noch schnell im Versteckten die übrigen Tansania Schillinge in Kwacha umtauschen und dann nichts wie los ins Land hinein!

Mit uns haben zwei Schwedische Backpacker die Grenze passiert und wir können ihnen eine Mitfahrgelegenheit bis Karonga anbieten. Zwischen Olivia, Gian und ihrem Gepäck eingepfercht, reisen sie immer noch viel komfortabler in unserer Schildkröte als in einem hiesigen Minibus.

Wir fahren aber noch etwas weiter südwärts, wo wir einen schönen Platz am Malawisee in Aussicht haben und tatsächlich schon – guten und dank Treibstoffmangel leeren Strassen sei Dank – nach kurzer Fahrzeit erreichen und uns mit einem Bad im See erfrischen.

 

19. – 22. Januar 2012: Small, beautiful and rainy Malawi

Unser erster Tag in Malawi beginnt schlecht: Bettwäsche waschen nach nächtlichem «Kinderunglück», Frühstück infolge Regens abbrechen resp. unter Strohdach evakuieren, Nasse Wäsche ins Auto packen, langsames Vorankommen auf sehr bergiger Strasse und bei strömendem Regen (wenn auch sehr schöne Landschaft!), nach langem Warten kein Erfolg auf der Immigration in Mzuzu (nachdem das Visum-Geld organisiert und die vielen Formulare endlich ausgefüllt und weitere 30 lange Minuten in einem ungemütlichen Wartesaal voller Menschen abgewartet sind, merkt der Angestellte, dass die Visa-Stickers ausgegangen sind... wir sollen es in Lilongwe nochmals probieren), dafür längeres Intermezzo auf dem Polizeiposten, weil wir ein Parkverbot missachtet haben (obschon wir gar nicht geparkt, sondern nur schnell angehalten haben…) – Sämi ritzt die Sache meisterhaft und handelt die Busse mit Erfolg auf verschmerzbare 15 Dollar runter.

Dieser Tag kostet Zeit und Nerven – wovon vom Ersteren zum Glück sehr viel vorhanden ist. Das ist der grosse Luxus an unserer Reise: Für einmal haben wir viel Zeit! Das kommt uns ganz fest entgegen. Im Schweizer Alltag hatten wir immer Zeitdruck. Unsere täglichen Sorgen in Afrika drehen sich nicht um Zeitmangel, sondern um diese grundlegenden Sachen: Haben wir genügend Wasser resp. wo können wir (einigermassen sauberes) Wasser auffüllen? Wo kommen wir zu frischen Früchten, Gemüse, Brot resp. Mehl? Reicht der Diesel noch bis zur nächsten Tankstelle (sofern sie dann auch Diesel hat)? Wo übernachten wir (sicher)?

Unser Tag endet an der Küste des Malawisees, wo wir für stolze 25 USD über Nacht stehen «dürfen». Wenigstens ist es ein sehr schöner und grosser Platz, den wir alleine geniessen können, weil in der momentanen Regenzeit der grosse Tourismus ausbleibt. Leider erreichen wir aus oben genannten Gründen den Ort aber erst kurz vor Dunkelheit und so ist heute nichts mehr mit Schwimmen im See. Jenu! Ein Tag zum Abhaken!

Das trübe Wetter hat Malawi auch Tags darauf im Griff. Das nasse und nicht heisse Wetter ist ideales Reisewetter und so ziehen wir doch einfach weiter und lassen die schöne Landschaft dieses Landes und die besonderen Stimmungen über dem See an uns vorbei ziehen. Natürlich gehört auch noch eine mühsame Polizeikontrolle zum heutigen Tag. Wir stellen fest: Je ärmer ein Land, desto penibler die Polizeikontrollen.

Eine fast sechsstündige Fahrt bringt uns zur Senga Bay bei Salima, wo wir wieder direkt am See (dieses Mal ist der Sand ganz schwarz) campieren können. Aber der Regen ist mit uns gereist. Kaum angekommen, entleeren sich die Wolken über uns und auch heute müssen wir aufs Baden verzichten. Wir richten uns wieder einmal indoor ein und nutzen die Gunst der Stunde mit Malen, Zeichnen, Rechnen, Schreiben und «Eile mit Weile». Von dem her gesehen tut uns das Regenwetter gut und bringt eine willkommene Abwechslung ins Familienleben…

Malawi soll ein Transit-Land sein für uns, die Regenzeit und die erstaunlich hohen Preise resp. der nicht erhältliche Diesel, geben uns keinen Grund, diesen Plan zu ändern. So wollen wir am nächsten Morgen früh los mit dem Ziel Immigration Office in Lilongwe – Visum beantragen zum Zweiten. Schneller als erwartet erreichen wir Malawi’s Hauptstadt – das liegt am fehlenden Verkehr: Die Treibstoffversorgung muss wirklich nicht mehr funktionieren. Wir hören, dass Lilongwe schon über 21 Tage ohne Diesel sind. Wir sehen unendliche Fahrzeugschlangen vor den abgeriegelten Tankstellen, die Strassen sind annähernd leer, es kommt uns fast unheimlich vor. Gleichzeitig aber auch ein grosser Vorteil: Für einmal durchqueren wir eine afrikanische Hauptstadt OHNE Stau! Diesmal versucht Sämi an die Visa zu kommen und ich halte mit den Kids Fahrzeugwache. Wir trauen uns nämlich nicht, in Malawi die Schildkröte unbeaufsichtigt zu lassen. Der akute Dieselmangel könnte die Gauner auf allerhand Ideen bringen… Wir haben keine Lust auf einen aufgebrochenen Tank und dass wir unseren Diesel auf dem Schwarzmarkt zurück kaufen müssen.

Nach einer Stunde afrikanischer Bürokratie (Sämi hat mir einen ganzen Roman zu erzählen – das ist das Amüsante an der ganzen Sache) sind die Pässe gemacht und wir sind nun offiziell von diesem Land als Touristen aufgenommen. Toll! Nun haben wir aber eine Pizza im «Mamma Mia» verdient! Das Restaurant inmitten der Stadt hat eine grosse Menukarte – alles italienische Gerichte – das Wasser läuft uns beim Lesen der Speisekarte im Mund zusammen. Die Pizzas sind wirklich knusprig und gut, aber nicht ganz günstig. 10 Euro pro Pizza ist ein stolzer Preis. Malawi ist wirklich ein teures Pflaster. So scheitern auch unsere Supermarkt-Einkauf-Versuche kläglich, als wir mit den hohen Preisen konfrontiert werden. Nur so als Beispiel: Ein Glas Nutella kostet 3’300 Malawi-Kwacha, das sind 18 CHF!!! Aber wir können ja ganz gut ohne Nutella o.ä. leben… Verzichten wir also aufs Shopping (die engen Parkplätze würden uns das Leben eh nicht einfacher gestalten) und greifen wir auf unsere eisernen Vorräte aus dem Grosseinkauf in Dar es Salaam zurück. No Problem! Wir sind ja bescheiden (geworden)…

10 km ausserhalb Lilongwe fahren wir zum Barefoot Camp und geniessen den reise-freien Nachmittag mit Velo fahren (Olivia und Gian) und Planung der anstehenden Zambia-Etappen. Morgen wollen wir den Grenzübertritt in Angriff nehmen. Malawi ist sehr schön. Aber ausserhalb der Regenzeit wohl noch schöner… Next time!

 

22. – 30. Januar 2012: Zambia – riesig, freundlich, fröhlich, schön… und auf den Spuren von David Livingstone…

Die Ausreise aus Malawi geht schnell (den Versicherungsagenten, der uns prompt nochmals eine Road Tax verrechnen will, wimmeln wir mit Erfolg ab) und zwei freundliche Zambia-Beamte empfangen uns mit einer erfreulichen Nachricht: Olivia und Gian bezahlen KEINE Visa-Gebühren! Das ist das allererste Land, das keine Dollars von unseren Kindern nimmt und so hat dieses Land und seine Bewohner ganz viel Kredit auf unserem Sympathie-Konto! Wir werden superfreundlich und schnell «abgefertigt» und schon bald rollen wir über tadellose Asphaltstrassen unserem Tagesziel Chipata entgegen. Welcome to Zambia!

In Chipata finden wir einen Supermarkt, der auch am Sonntag offen hat. Wir kurven um die Regale und füllen unseren Einkaufswagen. Ein freundlicher Wachmann macht uns darauf aufmerksam, dass eigentlich schon geschlossen wäre und wir doch bitte zur Kasse kommen wollen. Wir entschuldigen uns und geben Gas. An der Kasse wartet die Kassieren, den müden Kopf auf dem Arm aufgestützt, mit der Bemerkung: I’m very tired from waiting for you! Wir wissen nicht recht, ob wir lachen oder uns ärgern sollen… Im Mama Rula in Chipata machen wir Halt – es reicht sogar noch für eine kurze Abkühlung im Pool.

Die zweite Zambia-Etappe führt uns durch saftig-grüne und von dichten Wäldern überzogene Hügellandschaften bis zum Luangwa River, wo wir im Luangwa Bridge Camp das Nachtlager aufschlagen. Das Camp liegt ruhig und idyllisch direkt am Fluss, aber der Preis (30 USD) dünkt uns in Anbetracht des sehr schmutzigen Wassers und der mangelnden Stromversorgung zu hoch. Die Aussage der Besitzerin, wir Schweizer hätten ja genug Geld, bringt ihr nicht allzu viel Sympathiepunkte. Zum Glück sind wir Selbstversorger und können auf unsere eigenen Wasser- und Stromreserven zurückgreifen. Wir sind beeindruckt von der Grösse des Luangwa (die aktuelle Regenzeit hat da sicher ihren Beitrag geleistet) und freuen uns jetzt schon riesig auf den noch grösseren Sambesi!

Auf immer noch perfekter Teerstrasse reisen wir zügig in die Hauptstadt Lusaka. Im Vergleich zu Tansania treffen wir auf Zambia’s Hauptstrassen auf wenig Verkehr, was uns natürlich noch so recht ist. Wir können die 250 km lange Etappe genussvoll in 4 Stunden meistern. Die Landschaft ist geprägt vom saftigen Grün des mannshohen Grases und der unendlichen Laubwälder. Die wenigen Menschen, die wir am Strassenrand antreffen, bieten uns immer wieder Holzkohle, Mangos und riesige Pilze zum Kauf an. Vom Ersteren können wir wieder Nachschub gebrauchen, um noch am gleichen Abend eine südafrikanische Boerwors zu grillieren.

Wenige Kilometer vor Lusaka werden wir erstmals von einer Kontrolle aufgehalten – Tsetsefliegenkontrolle. Mit einem löchrigen Netz ausgestattet möchte der nette Herr mit Leuchtweste den potentiellen Übertragern der Schlafkrankheit in unserem Auto Herr werden. Wir haben doch keine Tsetsefliegen an Bord! Und wenn, dann hätten wir sie längst selber gekillt. Der Stich einer Tsetse ist nämlich sehr schmerzhaft (Olivia und Sämi haben in Uganda ihre Erfahrungen gemacht). Ich zeige dem erstaunten (oder vielmehr erleichterten?) Kontrolleur unseren Insektenkillerspray und so lässt er uns gleich weiterziehen. Thank you, Mother!

Wir erreichen die Hauptstadt ohne nur einmal von der Polizei aufgehalten, geschweige denn mühsam kontrolliert zu werden… Mal schauen, ob das anhält.

Lusaka macht eine saubere und moderne Falle. Was für eine Steigerung zu den Grossstädten, die wir in der Vergangenheit passiert haben! Ja, Namibia und Südafrika sind tatsächlich nicht mehr weit! Wir müssen auch endlich nicht mehr Hamstereinkäufe machen, denn von nun an gibt es in jeder Stadt mindestens einen Supermarkt mit grossem Sortiment – auch hier ist der südafrikanische Einfluss spürbar.

In Lusaka finden wir einen sehr schönen Platz: Das schöne Eureka Camp liegt im Süden der Stadt inmitten eines grossen Tierparks. Olivia und Gian fahren mit ihren Velos mit den Kudus, Impalas, Zebras und Giraffen um die Wette! Der ideale Ort, um eine Reisepause einzulegen!

Seit einiger Zeit stellen wir ein fremdes Geräusch beim Fahren fest. Unterwegs nach Livingstone finden wir heraus, wo die Schildkröte ungewohnte Laute von sich gibt: Die Auspuffhalterung ist schon wieder gebrochen! Die Schweissnaht, die Jimmy damals in Nordkenia gefertigt hat, hat nicht gehalten. Aber es gibt wohl fast nichts Einfacheres in Afrika, als an ein Schweissgerät zu kommen. Und so ist schnell und unkompliziert (kein Geld, nur ein Bier als Entschädigung) nach einer halben Stunde schon der Auspuff wieder an der richtigen Stelle und der Weiterfahrt nach Livingstone und den Victoria Waterfalls kann nichts mehr im Wege stehen.

Livingstone ist schnell erreicht und auf einen «Chlapf» stecken wir mitten im Touristenrummel. Wir wissen nicht, wann wir zum letzten Mal so viele Touris auf einem Haufen gesehen haben… Dennoch: Dank Regenzeit herrscht zurzeit nicht Hochbetrieb an den Wasserfällen des Sambesi, die als die Fälle mit den weltgrössten Wassermassen zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurden. Uns ist das natürlich sehr recht. Und zum Bestaunen der Vic-Fälle ist die Regenzeit natürlich von grossem Vorteil. Wir sind dann auch wahrhaftig überrascht und begeistert von der Grösse der Fälle, dem Getose und dem weit über die Fälle aufragenden Gischt, der sich in Form von Niederschlag über den Besuchern entlädt. Wir haben zum Glück die Regenjacken und gutes Schuhwerk dabei und müssen keine Pelerinen, Schirme oder Schuhe mieten. Wir sind ganze zweieinhalb Stunden im weitläufigen Gebiet unterwegs und sehen die Fälle aus allen möglichen Perspektiven und werden dabei zünftig geduscht. Ein gigantisches Naturschauspiel! Über 550 Mio. Liter Wasser stürzen in Spitzenzeiten pro Minute in die Tiefe. Das muss für David Livingstone ein besonderer Moment gewesen sein, als er 1855 hierher kam und die Fälle entdeckte. Historiker berichten zwar von Quellen, die besagen, dass vor Livingstone schon zwei andere Europäer hier waren, aber ihre Entdeckung nicht für die Nachwelt dokumentiert haben.

 

Zurück beim Eingang dann eine erfreuliche Begegnung: Die Familie Vidal aus Südfrankreich hat soeben ihren grünen Landy vor dem Eingang geparkt. Sie sind seit fünf Monaten über die Westroute nach Südafrika unterwegs. Da ihr Zambia-Visum noch heute ausläuft, müssen sie weiter nach Namibia. Aber wir werden ihnen folgen und hoffen auf ein Wiedersehen in der Etosha. Wir bleiben jedenfalls in Kontakt. Endlich treffen wir mal eine Reise-Familie mit (kleinen) Kindern! Die Interessen und Erfahrungen sind natürlich ziemlich die gleichen und es gibt ganz viel auszutauschen. Also: Ein weiterer Grund, schnell nach Namibia zu gehen… Wir freuen uns ja sooo fest auf dieses Land!