Toubab

8. – 15. November 2011: Nairobi

Eine Woche Reisepause in Nairobi tut uns sehr gut! Wir geniessen das Leben ausserhalb unseres Lastwagens – das grosszügige und schöne Gelände der Jungle Junction inmitten der Riesenmetropole Nairobi lädt auch dazu ein. Im nahe gelegenen Einkaufszentrum füllen wir unsere in den letzten Wochen sehr knapp gewordenen Vorräte wieder auf und verwöhnen uns mit leckeren Glacés, Schoggigipfeli, frisch gepresstem Mangosaft und anderen Leckereien, von denen wir im Sudan und in Äthiopien nicht einmal zu träumen wagten!

Ein Besuch des Sheldrick Elephant Sanctuary am Stadtrand von Nairobi erweist sich als lohnenswert: Verwaiste Elefantenbabys werden hier aufgepäppelt, um im ausgewachsenen Stadium wieder in die Freiheit entlassen zu werden. Wir dürfen den niedlichen Jung-Dickhäutern beim Milchschoppen trinken, Schlammbad und Fussballspiel zusehen. Olivia und Gian zeigen sich begeistert, aber auch nur solange, bis ein kleiner Frechdachs eines Elefanten Olivia mit dem Rüssel eins auswischt… Der Schrecken ist grösser als der eigentliche «Schaden», aber Olivia muss sich zusammennehmen, um nicht laut drauflos zu weinen. Sie schafft das zum Glück!

Es ist auch schön, wieder einmal online zu sein und via Internet Kontakt in die Schweiz aufnehmen zu können – Skype ist eine geniale Sache, wie auch das Internetradio. DRS3 zu hören ist eine Freude, die Staumeldungen am Gubrist kommen uns irgendwie fremd vor… Am Sonntagabend, 13. November, machen wir in der Sendung «DRS3 weltweit» mit und werden live übers Telefon interviewt. Für ein paar Minuten scheint die Schweiz greifbar nah zu sein.

 

15. – 22. November 2011, Ferien in Kenia: von Novembernebel, Hippos, Crocs und Wasserfällen

Mit neuer Reiselust im Gepäck verlassen wir Nairobi in nordwestlicher Richtung und übrigens im Linksverkehr (Sämi hat sich schnell bestens daran gewöhnt!) und fahren wieder einmal in die Berge hoch. Bei Nakuru machen wir auf 2300 m.ü.M. Nachthalt auf einer sehr schönen und gepflegten Farm und sind einmal mehr froh um unsere Heizung. Eigentlich wäre dieser ruhige und mit grosszügigen Grünflächen besetzte Platz ein idealer Ort, um mehrere Tage zu bleiben, aber der Novembernebel (ja, tatsächlich Nebel!) und die empfindlichen Temperaturen am nächsten Morgen lassen uns weiterziehen, und zwar zum Lake Baringo, einer der vielen Seen im Rift Valley. Dieser See ist im Vergleich zu den meisten anderen Seen touristisch nicht so erschlossen. Das hat zur Folge, dass die Strasse v.a. auf dem letzten Abschnitt von Schlaglöchern übersät ist, aber auch, dass die Eintrittsgebühr zum Naturschutzgebiet für unsereins zahlbar ist. Kenias Parks sind nämlich wahnsinnig teuer und so halten wir uns zurück mit Parksafaris und vertrösten uns aufs südlichere Afrika, wo mit etwas humaneren Preisen zu rechnen ist. Das Robert’s Camp direkt am Lake Baringo erweist sich als Glückstreffer: Ein wunderschön gelegener Platz direkt am See. Am Seeufer entdecken wir vom Liegestuhl aus Krokodile, die sich an der Sonne aufwärmen oder auf Fischfang sind. Und in den Bäumen turnen die Affen um die Wette, Warane, Marabus und zahlreiche Vögel statten uns ihren Besuch ab. Am Abend kommen die Hippos aus dem Wasser und grasen friedlich grunzend die Wiese des Zeltplatzes ab. Die Autos und Zelte scheinen sie dabei nicht zu stören. Auch unsere Taschenlampe nicht, womit wir die nicht ungefährlichen Tiere aus nächster Nähe mit etwas Herzklopfen beobachten. Hier bleiben wir gleich drei Tage. Olivia und Gian kommen endlich wieder mal in den Genuss des Velofahrens – und Papa in den «Ungenuss» des Reifenflickens. Die afrikanischen Dornen haben es in sich…

Im nahe gelegenen Village versuchen wir unsere Frucht- und Gemüsevorräte aufzupeppen. Leider übersteigt das Angebot Tomaten und saure Orangen nicht. Olivia und Gian begleiten uns zwei Fussgänger auf dem Fahrrad. Das ist DIE Attraktion in diesem gottverlassenen Ort! Im Nu haben wir eine Traube von 20 Kindern um uns herum und alle rufen «muzungu, muzungu!» (= ostafrikanische Bezeichnung für Weisse) und «give me bicycle». Unsere Kinder finden es gar nicht lustig, dass man sich ihnen in den Weg stellt und sie und das Velo andauernd berühren will. Gian bekommt sogar fast ein bisschen Angst vor den aufdringlichen Kindern. Er kann es schlichtweg nicht begreifen, warum die hier so ein Theater wegen einem Velo aufführen. Da nützen auch unsere Erklärungen nicht viel…

Wir verlassen diesen schönen Ort am Lake Baringo und fahren eine landschaftlich abwechslungsreiche Strecke über Berg und Tal quer durch den afrikanischen Graben nach Eldoret. Die 160 km weite Fahrt dauert ihre Zeit und so sind wir froh, gegen Abend auf dem Campingplatz von Raj anzukommen. Raj ist Inder und betreibt in Eldoret eine Baumwollfabrik. Hungrig von einem langen Reisetag wollen wir im Restaurant zu Nacht essen, mit der Idee, dass das schneller geht, als selber zu kochen. Als wir nach 2 Stunden immer noch kein Essen vor uns haben und Olivia und Gian fast vom Stuhl kippen vor Ungeduld, Heisshunger und Müdigkeit, bereuen wir diesen Entscheid. Als das Essen nach zweieinhalb Stunden endlich serviert wird, ist Gian zu müde zum Essen und auch Olivia findet an den verkochten Spaghetti keinen grossen Gefallen… That’s Africa!

Am nächsten Morgen ist die Enttäuschung über das Erlebte im Restaurant schon wieder fast vergessen. Dennoch entscheiden wir uns zur Weiterfahrt, weil der Platz hier mit fast 2300 m.ü.M. doch recht hoch gelegen ist. Wir sind uns schon am startklar machen, da kommt Raj daher. Ein schräger Vogel: Voku-Hila-Frisur (vorne kurz hinten lang), knallorange Brille, viel zu weit geschnittene und dafür etwas zu kurz geratene Jeans, weisse Socken bis unter die Knie und weisse Turnschuhe. Aber er wartet mit wichtigen Informationen für uns auf: In Eldoret sind am heutigen Sonntag die Strassen blockiert resp. für den Verkehr gesperrt, weil gleich zwei Grossanlässe stattfinden. Zum einen wird eine hindu-indische Prozession durchgeführt und zum anderen ein Marathon. Da unsere Läuferform alles andere als Marathon-tauglich ist, entscheiden wir uns nicht etwa für eine Teilnahme am Lauf, sondern für einen Ruhetag (schliesslich ist ja Sonntag!) auf Raj’s Anwesen. Bald schon sticht die Sonne hinter den Wolken hervor und es wird schnell heiss. Die Äquatornähe ist deutlich spürbar. Es herrscht Poolwetter! Und da es hier sogar einen Pool gibt, nutzen wir die Gelegenheit, auf die wir (also v.a. Olivia) seit sehr langer Zeit gewartet haben. Und das erst noch auf 2300 m.ü.M.!

Am Montag ziehen wir weiter und stranden vor dem Eingangstor resp. dem Schild mit den gesalzenen Eintrittsgebühren zum Kakamega-Forest. Unserem Reisehandbuch haben wir entnommen, dass die Eintrittspreise für diesen Regenwald-Park einigermassen erschwinglich seien. Aber das scheint sich geändert zu haben. Wir entscheiden uns, die 200 US Dollars für einen Park in Uganda aufzuheben, wo wir hoffentlich auch mehr Tiere zu sehen bekommen. Wir machen rechtsumkehrt und müssen feststellen, dass der Campingplatz vor dem Park gar kein Campingplatz ist und da es auch noch zu regnen beginnt, weichen wir auf die knapp 50 km entfernten Webuya Waterfalls aus. Hier soll es eine empfehlenswerte Lodge mit Aussicht auf die Wasserfälle geben. Der spezielle Wegbeschreib zur Lodge (und leider keine GPS Koordinaten) lässt uns schon mal vermuten, dass das Auffinden dieses Platzes ein Abenteuer werden könnte und so ist es dann auch: Auf Umwegen und über schlammig-holprige Pisten erreichen wir bei strömendem Regen das Webuya Falls Resort und sind uns nicht ganz sicher, am rechten Ort gelandet zu sein, denn das recht heruntergekommenen Gebäude lädt nicht gerade zum Verweilen ein. Aber die Wasserfälle sind in Sichtweite und die Lodge ist tatsächlich die von uns gesuchte. Scharf beobachtet von etwa 60 Kinderaugen steuern wir die Schildkröte in den Hinterhof der Lodge und finden da einen Platz, der wider Erwarten ganz schön ist. Die Aussicht auf die Wasserfälle wird geboten und unter dem grossen Mangobaum grast zur Freude von Gian eine Kuh. Und nach einer ruhigen Nacht erwartet uns eine schöne Morgenstimmung und wir müssen uns eingestehen, dass sich die mühselige Anreise hierher unter dem Strich doch noch gelohnt hat. In grosser Vorfreude auf unser bereits 15. Land unserer Reise, Uganda, verlassen wir gut gelaunt die Webuya Falls über den über Nacht nicht besser gewordenen Pfad und fahren nach Malaba, wo wir um die Mittagszeit ohne Probleme den Grenzübertritt schaffen und in Uganda einreisen. Noch an der Grenze decken wir uns mit ugandischen Schilling und einer SIM-Karte ein und verpflegen uns mit Samosas (ostafrikanische Teigtaschen, mit Fleisch- oder Gemüsefüllung, und sehr lecker!).

 

22.-28. November 2011: Falling in Love with Uganda! / Malaba-Jinja-Kampala

Unser erster Eindruck von Uganda ist sehr positiv: Sehr grün, viele Bäume (Wälder!) und ausserordentlich freundliche und aufgestellte Menschen. Die gute Asphaltstrasse bringt uns nach Jinja, mit 100'000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt Ugandas. Jinja liegt am Viktoriasee, da, wo der weisse Nil entspringt und es ist für unsereins ein grosses Erlebnis, als wir plötzlich den Viktoriasee durchs Autofenster entdecken. Das Geografielehrerherz schlägt wieder mal hoch!

Tagesziel ist das Kingfisher Resort, direkt am Ufer des Sees gelegen. Wir treffen eine sehr gepflegte und sorgfältig errichtete Anlage an und dürfen im grosszügigen Garten zwischen Palmen, Gummi- und Jacarandabaum unser Fahrzeug abstellen. Zu unserer Freude treffen wir wieder auf Detlef und Coni aus Deutschland, die wir am Lake Baringo getroffen haben. So kreuzen sich die Wege der Overlander immer wieder und das ist echt schön! Wir können den beiden einen grossen Gefallen machen, indem wir ihnen unsere Camping-Waschmaschine ausleihen und ihnen das Waschen für einmal leichter machen.

Die kleine Regenzeit ist noch nicht vorbei. Heftiger Regen (und zwar so richtig heftig, wie wir es noch selten erlebt haben!) in der Nacht macht uns zu schaffen: Die Fenster halten nicht (mehr) dicht und es drückt Wasser hinein, natürlich ausgerechnet da, wo wir schlafen und die Matratze saugt sich entsprechend voll. Das hat zur Folge, dass Sämi einmal mehr einen Arbeitstag einlegen und alle Fenster neu abdichten muss. Zum Glück haben wir in Nairobi Silikon nachgekauft! Der kommt jetzt zum Einsatz.

Mit dem Taxi fahren wir nach Jinja. Wir müssen neue Reifen für die Kinderfahrräder besorgen und wollen auf dem Markt Früchte und Gemüse holen. Es war ein guter Entscheid, den Kindern die Stiefel anzuziehen, denn der Markt steht in tiefem Schlamm und halbwegs unter Wasser. Der farbenfrohe und belebte Markt präsentiert uns eine riesen Auswahl an Früchten und Gemüse und wir decken uns entsprechend ein. In den Tropen wächst halt schon allerhand! Und die Früchte sind soooooo süss – das ist der wahre Traum! Wir ernähren uns momentan von Unmengen an Passionsfrüchten, Mangos, Ananas und Papayas, die nicht süsser sein könnten. Aber der Markt hat noch ganz andere «Leckereien» zu bieten: Heuschrecken (natürlich noch am Leben, aber ohne Hinterbeine, damit sie nicht davon springen - zum Frittieren geeignet) und ganze Kuhmägen und Gedärme, an der Sonne schon etwas temperiert.

Nach einem regenfreien Tag am Pool geht die Reise am 26. November weiter nach Kampala, wo wir sehnlichst erwartet werden: Jubilee Amooti, ein Freund unserer Tomilser Nachbarn, lebt in Kampala und mag es offensichtlich kaum erwarten, uns in Uganda begrüssen zu können (so zumindest kommen seine Mails rüber ?). Auch wir freuen uns natürlich sehr fest auf die bevorstehende Begegnung!

Tags darauf fahren wir also in Ugandas Hauptstadt und werden prompt Opfer vom hier berüchtigten Stau. Einige Zeit geht gar nichts und wir müssen uns doch recht gedulden, bis wir endlich unser Ziel, das Red Chilli Backpackers, erreichen. Von hier aus geht es per Taxi ins Zentrum, wo wir uns mit Jubilee verabredet haben. Es klappt tadellos und wir verbringen sehr angenehme Stunden mit dem aufgestellten und liebenswürdigen Ugander und erfahren einiges über sein Leben in diesem afrikanischen Land.

Am nächsten Tag ist Sonntag (1. Advent notabene – aber bei uns ist keine Adventsstimmung auszumachen…) und wir sind bei Jubilee zu Hause zum Mittagessen eingeladen. Pünktlich wie die Schweizer warten wir um 11 Uhr am vereinbarten Treffpunkt. Aber wir wären ja nicht in Afrika resp. hätten uns nicht mit einem Afrikaner verabredet, wenn wir um 11 Uhr am Treffpunkt abgeholt würden. Es wird mehr als 12 Uhr, bis unser afrikanischer Freund auftaucht… Zum Glück können wir in einer Imbissbude mit Coca-Cola und vorsorglich eingepackten Spielsachen die Zeit einigermassen problemlos überbrücken.

Im Schlepp von Jubilee geht’s dann durch Kampalas Strassen vorbei am Markt und dann in das Quartier, wo Jubilee mit seiner Frau und den beiden Kindern wohnt. Es ist ein einfaches Quartier aus Baracken und kleinen Reihenhäuschen. In solch einem Häuschen wohnt Jubilee mit Frau und Kindern. Es gibt nur zwei kleine Zimmer, die Haustüre ist ein Vorhang, gekocht wir draussen auf dem offenen Feuer, WC und fliessend Wasser ist im Hof draussen und wird von der ganzen Gemeinschaft genutzt. Jubilee und seine Familie leben in sehr einfachen Verhältnissen. Damit haben wir nicht gerechnet. Aber offensichtlich ist das der einigermassen erschwingliche Lebens-Standard eines Mobilfunkgeräte-Vertreters und einer Primarlehrerin. Der Monatslohn eines Lehrers fällt hier sehr tief aus (nur etwa 150 US Dollars); das reicht nicht sehr weit. Daher hat Jubilee nach seinem Studium zum Lehrer gar nie unterrichtet und verdient als Handy-Verkäufer sogar besser! Olive, seine Frau, muss zurzeit die Zeugnisberichte ausstellen -150 an der Zahl. Die Klassengrössen umfassen bis zu 80 Kindern pro Klasse. Olive muss zum Semesterende in einer Woche 150 Zeugnisse ausstellen. Alles von Hand, ohne Hilfe des Computers. Wir finden, wir haben in der Schweiz traumhafte Verhältnisse im Vergleich zu hier! Schimpfen wir also nie mehr über grosse Klassen bei uns. 30 Schüler pro Klasse sind doch gar nicht so viele…

Mit Hilfe ihrer Schwester und Nichte kocht uns Olive ein reichhaltiges afrikanisches Mittagessen: Eintopf mit Rindfleisch, Reis, Fisch, Matoke (Kochbananen), Süsskartoffeln, Kürbis, Eggplant, Spinat, Avocados, Erbsensosse (lokale Spezialität) und frittierte Heuschrecken. Die letzteren hat Jubilee auf dem Weg hierher noch schnell auf dem Frischmarkt erstanden und ich habe die noch lebendigen Insekten in meiner Handtasche hierher transportieren dürfen. Selbstverständlich wollen Sämi und ich von dieser Spezialität kosten und müssen zugeben, dass diese «Heugümper» gar nicht mal so schlecht schmecken. Olivia und Gian können sich dennoch nicht motivieren, davon zu probieren… No problem!

Mit gefülltem Bauch und voller Eindrücke verlassen wir per Sammeltaxi das einfache Wohnquartier und fahren zurück in die Innenstadt und von da aus mit dem Privattaxi zurück zu unserer Schildkröte. Uns wird bewusst, dass wir im Vergleich zu unseren heutigen Gastgebern eine Luxusvilla bewohnen. Das stimmt uns schon nachdenklich, haben wir doch die Schweiz verlassen in der Meinung, dass wir in diesem Haus auf 4 Rädern bescheiden leben würden.

Mit einem etwas komischen Gefühl führen wir am nächsten Tag Jubilee unseren Lastwagen vor. Aber da er vor 10 Jahren zu Besuch in der Schweiz war, kennt er die europäischen Verhältnisse und wir brauchen uns nicht zu erklären. Er ist jedenfalls begeistert von unserer Schildkröte und knipst ein paar Handy-Fotos, worauf natürlich auch er nicht fehlen darf und die er noch gleichen Tags auf Facebook postet…? Auch das ist typisch Afrika!

Wir wollen heute noch bis Entebbe fahren und müssen uns daher von unserem neuen Freund verabschieden. Es war eine äusserst wertvolle Begegnung und wir sind dankbar um diese neue Freundschaft. Facebook wird es möglich machen, den Kotakt zu Jubilee aufrecht zu erhalten.

 

28. November – 1. Dezember 2011: Geburtstagskuchen und Schimpansen Watching in Entebbe

Die Fahrt nach Entebbe ist kurz: Die ehemalige Hauptstadt liegt nur 36 km und zwei Fahrstunden (Stau…) südlich von Kampala, direkt am Victoriasee. Grosszügige Park- und Gartenanlagen verleihen dieser Stadt einen Charme, den Kampala unserer Meinung nach nicht bieten kann. Bei Frank’s Backpacker’s können wir campieren – inmitten von Palmen, Bananen-, Papaya- und Mangobäumen. Und für einmal unter einem Mangobaum den Geburtstagskuchen anschneiden, ist doch ein besonderes Geburtstagsgeschenk! Das finde ich zumindest! Ich geniesse am heutigen Tag aber auch, dass ich für einmal an meinem Geburtstag an der Sonne frühstücken kann, anstatt unter einer dicken Schweizer Unterland-Hochnebeldecke hocken zu müssen.

Entebbe ist ein guter Ausgangsort für Ausflüge auf den Lake Victoria und seine Inseln. Auch uns reizt eine Exkursion über den grossen See, dem Herzen des schwarzen Kontinentes. Unser Ziel ist Ngamba-Island, wo Schimpansen zu beobachten sind. Die etwa 25 hier frei lebenden Primaten wurden in Uganda und Ruanda aufgegriffen, nachdem sie Wilderern und Schwarzhändlern in die Hände geraten waren, und verbringen nun ihr «zweites Leben» auf Ngamba-Island, weil sie nicht mehr in ihre Community zurück gebracht werden können, denn da würden sie verstossen. Diese Schicksalsgemeinschaft auf Ngamba-Island hat sich zusammengefunden und lebt teilweise unter menschlicher Kontrolle (zum Beispiel wird den Affen Futter gebracht). Dank der fixen Fütterungszeit kommen die sympathisch aussehenden und uns nächsten verwandten Tiere tatsächlich aus dem Dickicht heraus und fordern ihr Futter, indem sie in die Hände klatschen und mit den Armen heftig winken. Ein unglaubliches Spektakel und ein «Affenlärm»! Olivia lacht ununterbrochen… Schön, dass wir hier Menschenaffen zu Gesicht bekommen haben! Wir werden nämlich kein Berggorilla-Trekking machen (können), und das aus zwei Gründen: Kinder sind erst ab 15 Jahren zugelassen und 500 US Dollar ist ein Heidengeld, das man pro Person (!) für dieses Abenteuer aufbringen muss. Wir werden uns also weiterhin im Züri Zoo an Gorillas erfreuen…

Das Schnellboot bringt uns wieder zurück nach Entebbe – es ist recht kühl auf dem kleinen Schiff, nasser Wind peitscht uns um die Ohren und es schaukelt und rüttelt ziemlich heftig. Für Gian sind das offensichtlich perfekte Bedingungen, ein kurzes Nickerchen an Mama’s Schulter zu machen…

 

1. – 4. Dezember 2011: Zu Gast im Paradies auf Kluge’s Guest Farm in Fort Portal

Am 1. Dezember haben wir seit langem wieder einmal eine längere Etappe vor uns: Wir wollen die 350 km bis Fort Portal schaffen, aber nicht, bevor das erste Couvert des afrikanischen Adventskalenders geöffnet worden ist. Olivia und Gian erfreuen sich so schon vor dem Frühstück eines Schöggelis…

Stau in Kampala (kennen wir ja schon…) und sanierungsbedürftige Strassen (mehr Loch als Asphalt) auf den ersten 40 km nach Kampala sind verantwortlich, dass die Fahrt nach Fort Portal wie erwartet einen ganzen Tag in Anspruch nimmt. Aber es ist landschaftlich eine wunderschöne Fahrt durch eine von Hügeln und dichten Wäldern geprägte Landschaft. Südlich von Fort Portal wollen wir auf Kluge’s Guest Farm Halt machen. Dafür müssen wir einige Kilometer auf schmalem Pfad durch Busch und Bananenstauden fahren, bis wir schliesslich diesen Ort erreichen. Und was wir hier antreffen, übertrifft unsere Erwartungen: Eine riesige Anlage mit einem paradiesischen Garten mit Sicht auf das Ruwenzori-Gebirge! Und mitten drin eine Kuh- und Pferdeweide, ein Restaurant, zwei Bars und ein Pool. Das allerbeste erwartet uns aber erst am Abend: Das Essen im Restaurant ist der absolute Hammer! Für umgerechnet 4 Franken erhalten wir ein Rindsfilet von der zartesten Sorte. Wir wissen nicht, wann wir das letzte Mal soooo feines Fleisch gegessen haben. Es ist wieder einmal ein Moment gekommen, der zum GENIESSEN da ist! Wir sind die einzigen Gäste und haben die ganze Anlage praktisch für uns. Ausser Kurt – dem Hauskamel und den wild über die Bäume turnenden Affen - «stört» uns niemand auf unserem superschönen Stellplatz mit Sicht auf den Regenwald und das Ruwenzori-Massiv und beim Baden am Pool… Ein so schöner Platz muss man geniessen und deshalb bleiben wir gleich für drei Übernachtungen. Das ist das Schöne, seit wir Äthiopien hinter uns gelassen und keine Visa-Einschränkungen mehr haben. Wir reisen nach dem Lust-Prinzip. Wenn es uns an einem Ort gefällt, dann bleiben wir einfach ein bisschen länger da…

 

4. – 6. Dezember 2011: Safari im Queen Elizabeth NP und «Besuch» vom Samichlaus

Der 2. Adventssonntag beginnt nass! Strömender Zenitalregen weckt uns am Morgen aus unserem Schlaf. Dank den frischen Brötchen aus Stefan Kluge’s Backstube geniessen wir ein feines Sonntagsfrühstück wie schon lange nicht mehr und der Regen draussen ist uns egal – aber nur, bis wir nach draussen müssen, um uns reisefertig zu machen. Die gute Sonntagmorgenlaune ist in Gefahr…

Es bleibt noch ein bisschen nass, bis wir uns vom Ruwenzori-Gebirge entfernen und zum tiefer gelegenen Queen Elizabeth National Park gelangen. Es ist plötzlich deutlich wärmer und trockener und das nur 80 km südlicher. Wir finden noch ausserhalb vom Park einen schönen Übernachtungsplatz mit Sicht auf den Lake Edward (Grenze zur DR Kongo) und einen Kratersee. Wir können die Hippos beim Baden und Grasen beobachten und entdecken zwei Elefanten, die zu einer Insel schwimmen, um dort zu grasen.

Am nächsten Morgen dann fahren wir früh los, um den Park zu besuchen. Die teuren Eintrittsgebühren nehmen wir zähneknirschend zur Kenntnis (wir waren ja vorgewarnt!). Wenigstens gilt der Eintritt – wider Erwarten - für 24 Stunden und nicht nur bis 18 Uhr abends. Noch am Parkeingang macht man uns auf Löwen aufmerksam, die heute Morgen gesichtet wurden. Also fahren wir in die empfohlene Richtung und schlagen die Kratersee-Route ein. Das stellt sich leider als Flop heraus: Zwar befahren wir eine sehr schöne Kratersee-Busch-Landschaft, aber wilde Tiere bekommen wir abgesehen von ein paar wenigen Antilopen keine zu Gesicht. Vor allem Gian zeigt sich mächtig enttäuscht und findet, er wolle wieder aus diesem Park raus und lieber Velo fahren… Aber so schnell geben die Jenni’s nicht auf! Wir fahren zum Kazinga Channel und entdecken auf der anderen Flussseite Büffel, Hippos und eine grosse Herde Elefanten. Wir entscheiden uns für eine Bootstour auf dem Kanal, der den Lake Edward mit dem Lake George verbindet, und haben das Glück, Wasserbüffel, Hippos, Krokodile und eine Menge Elefanten aus nächster Nähe beobachten zu können. Der Safari-Tag ist doch noch gemacht! Zufällig erfahren wir, dass wir nicht zwingend bei der Park-Lodge campieren müssen, sondern mitten im Park zwei Plätze zur Auswahl haben, auf denen wir über Nacht stehen dürfen. Wir wollen uns das «camping in the wilderness» nicht entgehen lassen und suchen einen der beiden Plätze auf. Mit Sicht auf den Kazinga Channel und von allerhand tierischen Geräuschen unterhalten, verbringen wir diesen Abend in der Wildnis dieses Nationalparks. Als aus nächster Nähe ein tiefes Knurren auszumachen ist, packt unsere Kinder ein bisschen die Angst, und sie bewaffnen sich vorsorglich mal mit ihren Sandschaufeln. Wir sind hier nämlich wirklich mitten unter den Tieren; dieser Platz ist ohne Zaun und ohne Mauer. Das beweist auch der frische «Elefantenhaufen», neben dem wir unser Fahrzeug abstellen. Heute Abend steht sogar wieder einmal ein Lagerfeuer auf dem Programm. Ein Moment zum Geniessen: Je ein Kind bei uns auf dem Schoss im Campingstuhl ins Feuer schauend und Geschichten erzählend. Familienidylle pur!!!

Nach Einbruch der Dunkelheit erachten wir es als besser, in die Schildkröte zu gehen und den Tieren, die rund um uns herum durch den Busch ziehen, von da aus entspannt zu lauschen…

Am nächsten Morgen, 6. Dezember, erwartet Olivia und Gian eine Überraschung: Nein, nicht etwa ein Leopard sitzt vor unserer «Haustüre», aber je ein Brief sind über Nacht unter die Scheibenwischer geklemmt worden. Der Absender der Briefe ist der Samichlaus, welchem die Reise nach Afrika zu weit und das afrikanische Klima zu warm ist, als dass er uns hätte besuchen können… Olivia und Gian freuen sich über den Gruss vom Samichlaus und nehmen dessen Feedbacks zum vergangenen Jahr mit Freuden entgegen (vor allem natürlich die positiven!).

Der Samichlaustag bringt uns keine Nüsse und Mandarinen, aber dafür eine Elefantenfamilie direkt an der Strasse. Mit Genugtuung verlassen wir den Queen Elizabeth National Park. Löwen und Leoparden haben wir leider keine gesehen, aber es gibt ja neue Chancen in den Ländern, die noch folgen werden… Man muss sich ja noch eine Freude aufsparen. Eine kurze Etappe bringt uns am heutigen Tag bis zur Kingfisher Lodge in Kichwamba, wo wir den Tag am Pool mit herrlichster Aussicht auf die Steppen Südwestugandas abrunden. Wow, wie schön wir’s doch haben!!!

 

In den nächsten Tagen werden wir die Grenze zu Tansania überqueren und via Arusha nach Dar es Salaam fahren, wo wir zwischen Weihnachten und Neujahr Heidi und Bado, die zwecks Ferien nach Tansania kommen, treffen werden. Wir freuen uns ganz fest auf euch, Heidi und Bado!! HAKUNA MATATA!