Toubab

Eine Wasserdurchfahrt mit Folgen und die Fahrt durch den ursprünglichen Osten Senegals

25. Oktober. Wir brechen am frühen Morgen auf in Richtung Osten - nach Mali. Die ersten Tücken sind bereits 200 Meter nach der Zebrabar: Eine Wasserdurchfahrt. Wir sind ja schon auf der Hinfahrt durch diese Furt gefahren. Diesmal scheint es aber mehr Wasser zu haben. Wir tauchen langsam ein, das Wasser reicht bis über die Kühlerhaube und dringt durch alle Ritzen und auch durch die Lüftung ins Innere ein. Auf der anderen Seite angekommen, öffnen wir die Türen und lassen erst einmal das Wasser wieder in die Natur zurück. Der Landy scheint die Durchfahrt aber gut weggesteckt zu haben.

Einige Kilometer später beginnt unser Landy auf einmal unkontrolliert zu hupen. Wir halten am Strassenrand an und trennen notfallmässig die Batterie ab, das Hupen nervt uns gewaltig! Irgendwo muss das Wasser einen Kurzschluss verursacht haben. Kinder kommen auf einem Pferdewagen daher, setzen sich in den Schatten neben uns und schauen zu. Wir benehmen uns afrikanisch: Wir warten. Die Sonne bringt den ersten Defekt auf dieser Reise wieder in Ordnung.

Wir fahren erleichtert weiter und dringen schon bald in wunderbare Savannenlandschaft ein. In Louga tanken wir Diesel und Bier. Ersteres ist schnell erledigt, zweiteres nicht so. Wir finden einen kleinen Lebensmittelladen. Im Inneren ist es schummrig und irgendwie erinnert alles an einen Film aus den 30-er Jahren. Ein altern Franzose begrüsst uns schläfrig und will wissen, was wir kaufen wollen. Wir fragen nach Bier. Der Mann verschwindet und kommt einige Minuten später wieder. Er bringt uns drei verschiedene Sorten Bier, total sieben Büchsen. Das sei alles was er noch hätte. Wir nehmen die sieben Büchsen und der Mann setzt seine Siesta fort.

Wir reisen weiter nach Osten. Der Zustand der Piste lässt bald zu wünschen übrig, immer wieder ist nur Schritttempo angesagt. Die Regenzeit ist gerade vorbei und das Wasser hat seine Spuren hinterlassen. Wir fahren durch tiefe, schlammige Gräben und manchmal ist die Strasse ganz weggespült, so dass wir eine Umfahrung durch den Busch suchen müssen. Wir haben den touristischen und zivilisierteren Teil Senegals schon wieder hinter uns gelassen. Ab und zu passieren wir ein Dorf, die Menschen winken uns fröhlich zu, hier fahren anscheinend nicht täglich Weisse vorbei. Mitten im Busch schlagen wir unser Nachtlager auf. Leider nimmt die Hitze über Nacht nur schwach ab, dafür unterhalten uns zahlreiche Vögel, Grillen und streitende Schakale die Nacht hindurch.

Offroad der groben Sorte entlang dem Senegal und eine Brücke der besonderen Art

27. Oktober. Wir reisen in Mali ein. Die Beamten sind freundlich, hilfsbereit und wir haben das erste Mal wieder das Gefühl, dass alles mit rechten Dingen zu und her geht. Wir merken aber auch, dass Mali ein wirklich armes Land ist. Der Lebensstandard ist merklich tiefer als in Senegal.

Wie wir am Nachmittag in Kayes ankommen, fahren wir mit grossen Augen durch die ehemalige Hauptstadt Malis: Ohne Geländewagen scheint hier mitten im Ort ein Fortkommen kaum möglich. Doch die Menschen hier fahren auch mit normalen Autos durch die Schlammstrassen. Zwischen Bergen von Abfall suchen Hühner und Ziegen nach Futter und die Kinder sind in ihre Spiele versunken. Die Frauen kochen und waschen auf der Strasse und die Männer treiben Handel. Das ganze Bild wird noch gewürzt mit einer Abgaswolke und Staub. Und mittendrin stehen wir mit unserem Landy!

Eine Möglichkeit zum Campen finden wir nicht, dafür finden wir ein Hotelzimmer. Für unser Befinden ist die Hotelanlage ziemlich heruntergekommen, doch verglichen mit dem, was sich wenige Meter von unserem Zimmer abspielt, leben wir wie die Könige. Neben dem Hotel ist das Gefängnis und die Einblicke durch den Zaun lassen vermuten, dass das Leben der Insassen wenig angenehm sein muss. Wir wollen auf keinen Fall in Mali ins Gefängnis kommen! Zurück im Hotel fragen wir nach dem TV, der uns versprochen wurde. Leicht mürrisch bauen die Angestellten den TV aus dem Empfang aus und bringen ihn in unser Zimmer. Wir stellen fest, dass das der einzig funktionierende TV im Hotel ist. Eigentlich wollen wir gar nicht fernsehen und geben das Gerät den sichtlich erleichterten Angestellten zurück. Wir wissen jetzt wenigstens, wo das Personal zu finden ist.

So wie es ausschaut, sind wir in die arme Ecke Malis eingereist. Hier zieht es auch kaum Weisse hin. Das Strassennetz in dieser Region ist schlecht bis sehr schlecht unterhalten. Es gibt zwei Möglichkeiten, von Kayes in die gut 500 km entfernte Hauptstadt Malis, Bamako, zu gelangen. Entweder die Süd- oder die Nordroute. Wir wählen die Südroute entlang des Senegals, weil wir unter anderem die Gouina-Wasserfälle finden wollen, wovon wir die GPS-Koordinaten von Franzosen erhalten haben. Wir haben Mühe, die Abzweigung von der Hauptstrasse zu finden. Da kommt uns ein Franzose mit einem Landcruiser entgegen. Wir fragen nach dem Zustand der Strasse. Er meint, wir könnten das mit unserem Auto schaffen. Das tönt ja vielversprechend! Nur schon die 50 km Fahrt bis zu den Wasserfällen mussten wir uns verdienen! Was wir bislang auf unseren Reisen an Geländestrecken gefahren sind, ist nicht zu vergleichen mit dem, was wir resp. unser Landy hier zu bezwingen haben: Sehr steile, sehr schotterige, sehr schmale, sehr ausgewaschene Passagen, die zumeist nur im Schritttempo zu bezwingen sind. Stellenweise müssen wir Löcher mit Steinen auffüllen und beraten, wo wir am besten durchfahren. Das ist schweisstreibend - aber lohnend! Nachdem Sämi mit fachmännischem Wissen erklärt, warum es hier ohne 4x4 nicht geht, kommt uns ein alter Mercedes-Bus entgegen, ohne 4x4 dafür bis unters Dach mit Menschen, Tieren und Gepäck gefüllt. Wir staunen, wie der Fahrer den Bus über die Felsentreppe manövriert. Alle Achtung!

Später ist dann allerdings Schluss mit solchen Fahrzeugen. Jetzt ist Bodenfreiheit gefragt und wir treffen auf keinen Gegenverkehr mehr. Wir queren einige Male die Geleise der Eisenbahnlinie Bamako - Dakar. Wir schauen jedesmal sorgsam nach links und rechts und fahren dann zügig über die gut abgenutzten Geleise. In der Nacht hören wir dann den Zug vorbeirattern. Er fährt im Schritttempo und wir realisieren, dass wir wohl etwas übervorsichtig waren beim Überqueren der Geleise und auf dieser Strecken keine Schnellzüge zu erwarten sind.

Wir fahren durch den hintersten Busch Malis, durch sehr traditionelle Dörfer, wo uns die Menschen fröhlich zuwinken, die Mädchen halbe Tänze aufführen, wie sie uns entdecken. Bis Bafoulabé treffen wir auf keinen vierrädrigen Gegenverkehr. In den Dörfern müssen wir uns den Weg erfragen, weil hier unzählige Spuren (die meisten von Eselswagen) auseinanderführen. Die Menschen sind sehr hilfsbereit. Einmal verfolgen wir tatsächlich die falsche Spur und holen eine mit Kindern beladene Eselskarre auf, worauf der älteste Junge sofort vom Wagen abspringt, zu unserem Auto läuft, die Hände verwirft und uns mit seinem Dreiwortfranzösisch den richtigen Weg erklärt.

Ein Höhepunkt auf unserer Geländefahrt durch den Busch ist zweifelsohne die Überquerung des Bafing. In der Karte ist zwar eine Brücke eingezeichnet, die finden wir zunächst nicht. Die eingezeichnete Furt suchen wir gar nicht erst: Der Senegal hat hier die Dimension des Rheins bei Basel hat und da fährt man nicht mit dem Auto schliesslich auch nicht durch! Man rät uns dann, die Eisenbahnbrücke zu nehmen, das machen hier alle so. Wir fragen vorsichtshalber noch, ob ein Zug zu erwarten sei. Doch die Leute lachen und meinen, der nächste Zug käme erst in ein paar Tagen. So nehmen wir dann die Eisenbahnbrücke!

Die Nächte verbringen wir irgendwo im Busch. An die Geräuschkulisse haben wir uns gewöhnt und geniessen den Frieden. Gerne wüssten wir, welcher Vogel welches Geräusch produziert und weil wir die Vögel nicht kennen, geben wir ihnen unsere selbstkreierten Namen, wie zum Beispiel der Flip-Flop-Vogel (sein Geräusch ist zu vergleichen mit dem Klang, der beim Gehen mit Flip-Flop entsteht).

Durch das wilde Bamako, eine malerische Flussfahrt auf dem Niger und ein beeindruckender Besuch in Djenné

30. Oktober. Wir geraten langsam wieder in die Zivilisation, wenn man dem so sagen kann: Wir fahren durch Bamako, die Hauptstadt Malis, und sind erschlagen, ab dem Verkehrschaos! Man stelle sich den Verkehr in Palermo vor und quadriere das Ganze! Wir haben vor uns auf der Strasse gesehen, wie zwei Autos sich verkeilen und beide geben Gas um wieder voneinander loszukommen. Von links und von rechts wird man überholt von den total überfüllten Toyota-Kleinbussen, von gelben Taxis und immer wieder von Mofafahrern, denen das Leben offenbar verleidet sein muss! Wir sind heilfroh und schon fast etwas überrascht, ohne Kratzer oder Beulen an unserem Landy die Stadt verlassen zu haben.

Auf einer Teerstrasse fahren wir nach Ségou, wo wir uns bei einem Libanesen einquartieren und den westlichen Luxus geniessen. Auch das gibt´s in Mali, wir haben´s uns nach drei Tagen Buschleben kaum denken können. Wir machen zwei Tage «Ferien» mit Swimmingpool, gutem Essen und Nichtstun.

Das am Niger gelegene Städtchen Ségou hat durchaus seinen Reiz und wir kommen mit allen Sinnen (!) in den Genuss des afrikanischen Marktes. Auf einer Piroge lassen wir uns über den Niger fahren und geniessen die Abendstimmung in vollen Zügen. Nach zwei Tagen in Ségou ist es aber an der Zeit, aus dieser Stadt abzuhauen, denn uns kennt mittlerweile fast jeder hier und jeder hat das Gefühl, er könne mit uns noch ein Geschäft abschliessen.

So entscheiden wir uns am Dienstag, 2. November, frühmorgens auf den Weg zu machen, was natürlich auch aus hitzetechnischen Gründen sinnvoll ist. Seit wir in Mali sind, haben sich die Temperaturen immer zwischen 35° Grad am Schatten tagsüber und ca. 25° Grad nachts bewegt! Eine erstaunlich gute Asphaltstrasse führt uns bis kurz vor Djenné an einen Fluss, der mit der Fähre zu überqueren ist. Unser Reisehandbuch hat uns schon vor den aufdringlichen Händlern und vermeintlichen Führern hier gewarnt und nicht übertrieben, wie sich sofort herausstellt: Wir können das Auto nicht anhalten und sind schon von zig Frauen und Kindern umringt, die ihren zum Verkauf bestimmten Klimbim beidseits an die Autoscheibe drücken. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, ihnen klar zu machen, dass wir NICHTS kaufen wollen. Selbst auf der Fähre bleiben wir von den fliegenden Händlern nicht verschont und wir demonstrieren Gelassenheit.

In Djenné stellen wir unseren Wagen mitten auf den grossen Marktplatz vor der Lehmmoschee, die die Hauptattraktion des Städtchens darstellt. Auch hier fehlt es nicht an Jugendlichen, die sich als Führer anbieten. Die enorme Hitze hält uns von einem ausführlichen Stadtrundgang ab, schon bald flüchten wir in den Schatten eines Restaurants, wo wir gierig eine Cola hinunterstürzen. Von Djenné selber sind wir enttäuscht: Die Moschee ist zwar beeindruckend, doch ist es für uns nicht nachvollziehbar, dass rund um das touristische Highlight Abfallberge liegen. Ausserdem wird das Abwasser der Häuser direkt in die offenen Kanäle entlang der Strassen entleert, so dass es entsetzlich stinkt. Für all das haben wir kurz vor der Stadt noch eine Touristensteuer entrichten müssen (daher die Enttäuschung)!

In Sévaré können wir unser Auto im Hof eines amerikanischen B&B abstellen und hier campieren. Der Ort ist alles andere als attraktiv, aber so kurz vor Sonnenuntergang wollen wir nicht mehr in den Busch hinausfahren und nach einem Schlafplatz suchen. Der Besitzer des B&B’s ist ein Amerikaner und gibt sich als eine Art Guru. Das Essen ist für alle Gäste obligatorisch und wir setzen uns an den einzigen grossen Tisch mit allen anderen. Der Besitzer hält eine religiöse Tischrede und lässt sich bewundern, ein schräger Typ. Dafür treffen wir hier auf Rahel und Peter aus Konstanz resp. Stadel bei Winterthur (!!!), die mit einem dreissigjährigen VW-Käfer von Togo in den Senegal unterwegs sind. Mit den beiden verbringen wir einen lustigen Abend und geniessen es wieder einmal unter Gleichgesinnten zu sein…

Die Ruhe im Dogon-Land, ein spleeniger Franzose und die ernüchternde Reise nach Timbuktu

Am 3. und 4. November fahren wir durch eine Gegend, die bislang die faszinierendste und schönste ist: Durchs Dogon-Land resp. durch und entlang der Falaise de Bandiagara In den Felswänden der Falaise lebt das traditionelle Bauernvolk der Dogon. Ihre Dörfer können besichtigt werden. Die Besichtigung ist verbunden mit traditionellen Tänzen, die einem vorgeführt werden. Das hört sich nach einer Art Zoobesuch an und ist nicht unser Ding. Wir erkunden dafür die abwechselnd felsigen und sandigen Pisten fernab von den Touristenzentren und gelangen dennoch immer wieder zu Dogonsiedlungen. Die Menschen sind extrem freundlich und hilfsbereit. Zuerst erklären sie uns den Weg und dann laufen sie noch ein paar hundert Meter lachend und winkend hinter unserem Auto her. Da das Dogonland sehr dicht besiedelt ist, gestaltet es sich als sehr schwierig, einen ruhigen Nachtplatz zu finden. Kaum haben wir uns von einem Dorf genügend weit distanziert, tauchen schon die nächsten Hütten hinter den Büschen auf. Kurz vor Sonnenuntergang geben wir die Hoffnung auf und steuern den nächsten grossen Baum etwas abseits des Weges an. Immerhin können wir Dachzelt, Tisch und Stühle aufstellen, bevor uns der erste Besuch, drei Kuhhirten, erreicht. Neugierig und wie angewurzelt stehen sie da und bestaunen die zwei Toubab (=Weisse). Jetzt sind wir die «Tiere» im Zoo! Am Morgen sind es die Mädchen auf dem Weg zur Wasserstelle, die uns besuchen. Sie bestaunen Regis Haare, die sie ausgiebig durch ihre Finger gleiten lassen. Sie diskutieren lange über diese Haare, lachen und schicken sich Blicke zu. Dann rennen sie weiter und winken uns zum Abschied.

Wir machen für drei Tage Halt bei einem französischen Arzt, der einen Campingplatz betreibt und daneben gratis die Bevölkerung der Region behandelt. (Wir machen auf unserer Reise immer wieder die Erfahrung, dass die Weissen, die hier leben, oft die verrücktesten Geschichten hinter sich haben.) Jérôme, der Franzose, nahm 17 Mal an der weltbekannten Rallye Paris-Dakar teil, hat schon ganz Afrika bereist (die erste Transsahara im 2CV und die letzte im Porsche!) und kann nicht verstehen, dass man in Europa leben kann. Er hat uns gute Tipps zur Region erteilt. Doch davon später. Zuerst sind wir in das sagenumworbene Timbuktu gefahren. Wie wir schon vorher wussten, gibt es da eigentlich nichts zu sehen, aber der Ort ist derart geschichtsträchtig, dass wir nicht darum herum kommen. Früher führten alle Transsahara-Karawanen der westlichen Sahara durch Timbuktu. Wie gesagt, heute gibt´s da nicht mehr viel zu sehen, Timbukto ist eine Wüstenstadt wie viele andere auch. Wir drehen eine Runde und fahren die 200 Kilometer Wellblechpiste wieder zurück (vielleicht sind wir doch ein bisschen verrückt...). Aber das lohnende Ereignis des Tages ist die Überfahrt über den Niger mit der Fähre kurz vor Timbuktu: Die Hinfahrt kostet uns gut 12 SFR. Für die Retourfahrt verlangt der Fährmann aber das Dreifache, weil wir das einzige Auto an der Anlegestelle sind! Soviel wollen wir nicht bezahlen und so bleibt uns nichts anderes übrig als zu warten und zu hoffen, dass bald ein oder zwei Fahrzeuge kommen, die mit uns die Fahrspesen teilen. Die Warterei wird aber bald zur Plage. Erstens ist es irrsinnig heiss, und zweitens ist da wieder eine Horde von bettelnden Kindern, die wir nicht loskriegen, im Gegenteil: Diese Kinder sind besonders aufsässig und sie wollen uns mit ihren miliverklebten Fingern die ganze Zeit anfassen und an die Uhr und die Hosentaschen greifen. Als der Fährmann plötzlich den Motor anwirft und ohne uns ans andere Ufer fahren will, um auf der anderen Seite wartende Fahrzeuge abzuholen, versuchen wir es mit Diskutieren und siehe da, der hochoffizielle Preis lässt sich doch etwas herunterhandeln und wir können endlich den Landy aufs Schiff befördern!

Am nächsten Tag besichtigen wir mit einem von Jérôme empfohlenen Führer ein ehemaliges Dorf der Telem, ein Volk das von den Dogon vertrieben wurde. Die Führung ist hochinteressant, das Erklimmen der Felswände schon in den frühen Morgenstunden schweisstreibend. Danach fahren wir nach Borko, ein typisches Dogondorf. Typisch ist es eben doch nicht ganz, die Vegetation ist wie in einem anderen Land! Da hat es Wasser in Mengen. Logisch, dass alles grün ist. In diesem Dorf leben auch noch die heiligen Krokodile und der alte Metzger, der die Krokodile mit merkwürdigen Lauten aus dem Wasser lockt. Schliesslich kriegen die Viecher noch Fleisch und wir dürfen sie sogar berühren. So verliert die ganze Sache ein bisschen an Mystik und wird eher zu einer Touristenattraktion, auch wenn dieser Ort in keinem Reiseführer auftaucht.

Durch den Busch nach Burkina und wie wir die Telefonistin von Land Rover Schweiz verwirren

Dann packt uns die Reiselust wieder und wir fahren auf einer kleinen Piste nach Burkina Faso, das letzte Land auf unserer Reise. Nachdem wir dem malischen Grenzbeamten unsere Pässe und die Stempel der Einreise erklärt und gezeigt haben und dem Hauptkommissar klar gemacht haben, dass wir kein Bier für ihn im Auto haben und das Auto auch nicht verkaufen wollen und schon gar keinen Führer bis zur Grenze brauchen, gelangen wir durch wunderschöne Buschlandschaft schliesslich an den burkinesischen Polizeiposten, ein Häuschen mitten in einer Rinderweide. Wir werden freundlich begrüsst. Nach ein paar Scherzen werden die Papiere in gemächlichem, afrikanischen Tempo erledigt. Der Chef braucht einen Gehilfen, der ihm Schritt für Schritt erklärt, was zu tun ist, wir können allerdings nicht ganz herausfinden, ob der Chef eine neue Brille braucht, oder ob er einfach nur durch gute Beziehungen zu diesem Amt gekommen ist…

Auf dieser Fahrt bemerken wir, dass unsere Klimaanlage nicht mehr funktioniert. Nach einem weiteren Camp im Busch haben wir in der Nähe von Ouagadougou wieder Empfang mit dem Handy. Wir rufen bei Landrover Schweiz an und erklären unser Problem. Die Dame hat wenig Verständnis. Warum soll man sich mitten im November Sorgen machen, wenn die Klimaanlage nicht funktioniert. Es braucht dann doch einige Erklärungen, dass wir nicht in Bümpliz sondern in Burkina Faso sind (sie hat dann mit der Zeit auch verstanden, dass das in Afrika ist) und es darum heiss ist und eine Klimaanlage durch aus Sinn macht. Wo denn die nächste Vertretung sei, wollen wir wissen - die ist in Dakar, 1750 km westlich von unserem Standort! - aber man versichert uns freundlich, dass wir das in irgendeiner Garage reparieren lassen könnten und sie die Kosten übernehmen würden. Angekommen in Ouagadougou suchen wir nach einer Garage. Das ist hier gar nicht so einfach. Als wir endlich eine gefunden haben, teilt man uns freundlich mit, dass sie Land Rover leider nicht reparieren würden. Die nächste Garage hat dann gerade Mittagspause und wir machen uns auf die Suche nach einer Unterkunft. Wieder in der Garage, geführt von einem Franzosen, vertröstet man uns auf morgen. Wir sind uns das langsam gewohnt und hoffen, dass wir das morgen in Ordnung bringen. Wenn die das dann nicht können, bleibt uns nichts anderes übrig, als 1750 km zu schwitzen.

Aber eine Hauptsache ist, dass wir Ouagadougou erreicht haben, die Stadt mit dem schönsten Namen! Ein alter Traum ist wahr geworden!!!

Das Klima vertragen wir unterdessen recht gut, auch das Essen schmeckt uns, wir essen, was auf den Tisch kommt, bislang mit Erfolg! Heute Abend werden wir endlich mal das westafrikanische Poulet Yassa kosten (Poulet an Zitronensauce). Wir freuen uns! Und die Hühnchen werden schliesslich täglich frisch geliefert, wie wir heute auf dem Weg nach Ouagadougou gesehen haben…